Seit über 10 Jahren ist auf dem Gebiet von Schreiberhau (Szklarska Poręba) die Sudetische Wallonenbrüderschaft tätig. Ihre Mitglieder, die heutigen Wallonen, das sind Gebirgsbewohner, Schatz- und Steinsucher und vor allem Liebhaber von Schreiberhau (Szklarska Poręba) die mit Erfolg die Idee der mittelalterlichen Wallonen unter den Einwohnern und Besuchern verbreiten.
Die wiederbelebte Legende der Wallonen
Von Anfang an nahm die Sudetische Wallonenbrüderschaft aktiv am Großteil der organisierten Veranstaltungen in Schreiberhau (Szklarska Poręba) teil. Die effektivsten Ereignisse waren die Wallonenparade während der Wallonenwoche und des Wallonenmais und im Jahre 2000 fand sogar eine Wallonenhochzeit statt. Jede Veranstaltung unter Mitwirkung der Wallonen ist ein Eintauchen in die geheimnisvolle Welt der Mineralien und Edelsteine. Der Wallonenjahrmarkt, das Geländespiel um den goldenen Aurun, Vorstellungen des Schneidens und Schleifens von Achaten, Ausstellungen von Sandsteinskulpturen sind nur ein Teil der Attraktionen unter Mitwirkung der Wallonen.
Darüber
hinaus kultiviert
die Brüderschaft das Handwerk des Glasers, des Schmieds, des
Bildhauers und vor allem des "Schatzsuchers". Für letztere
wird die "Expedition zum goldenen Aurun" organisiert –
ein etwas anderes Geländespiel auf dem Gebiet des "versteckten
Wallonenpfades".
Die
Wallonen kann man auch auf den traditionellen
städtischen Veranstaltungen antreffen: Fire Walk oder Retro Slalom.
Unvergessliche Eindrücke hinterlässt auch ein Besuch im Stammsitz der Sudetischen Wallonenbrüderschaft in der Alten Wallonenhütte. Dort enthüllt der Wallonenmeister seinen Gästen die Rituale der Wallonen, die sich größtenteils auf keltische Bräuche stützen. Dort hört man Erzählungen über die Schätze der Sudeten, dort kann man die Wallonenhexe treffen und an den geheimnisvollen Ritualen teilnehmen. Erst nachdem man die "Probe der Vier Elemente" durchlaufen hat kann man sagen, dass man in Schreiberhau (Szklarska Poręba) – der Mineralogiehauptstadt Polens war.
Auf dem Gebiet von Schreiberhau (Szklarska Poręba) entstand derWallonenpfad, der die Wanderer an von der Zeit unberührte magische Orte der ehemaligen Schatzsucher sowie der heutigen Schatzkammer der Natur führt – das Mineralogiemuseum und das Regionalmuseum. Das ist eine einfache Strecke, reich mit Tafeln mit Beschreibungen der interessantesten Plätze des Weges illustriert, als Lehrpfad in Rot ausgeschildert. Der „Wallonenpfad” wird in einem kleinen Führer mit beigefügter Karte beschrieben, der im Referat Stadtwerbung im Zentrum von Schreiberhau (Szklarska Poręba)Straße ul. Jedności Narodowej 1 A erhältlich ist.
Noch eine wallonische Attraktion Schreiberhaus (Szklarska Poręba) ist die Möglichkeit der Verkostung wallonischer Spezialitäten: Wallonenpfannkuchen, Brot oder Wallonenbutterkuchen werden in einigen örtlichen Restaurants und Bäckereien serviert.
...Mehr über den Wallonenpfad
Der moderne Wallone - Juliusz Naumowicz
Die Idee für die Reaktivierung der ehemaligen Wallonenbrüderschaft, die hier bis zum 30jährigen Krieg ansässig war entstand lange vor der offiziellen Gründung der Vereinigung. Als erstes begann Juliusz Naumowicz über die Wallonen zu reden – heute der große Wallonenmeister. Er dagegen hörte von der Brüderschaft von Tadeusz Steć – dem herausragenden Regionalhistoriker, Mundartredner und Fremdenführer der Sudeten. Steć übersetzte in den 60er Jahren das Breslauer Wallonenbuch aus dem XV. Jahrhundert, das ein wirklicher Schatz des Wissens um die Wallonen war. Unter den darin beschriebenen Legenden und Märchen finden sich auch viele Wahrheiten, die den Wallonen in Folterkammern entlockt wurden. Wie Geschichten über Schätze...die am meisten auf die Vorstellungskraft des jungen Naumowicz wirkten. Julo hörte diese Erzählungen mit glühenden Wangen. "Mann muss ein Liebhaber sein um sich damit zu beschäftigen" – unterstreicht er die Dienste von Steć, von dem er am meisten über die Wallonen erfuhr. Von Steć erhielt er außerdem viele alte Karten, mit denen er sich auf "Schatzsuche" begab.
Juliusz Naumowicz selbst begann sich in den 70er Jahren ernsthaft mit Mineralien und Halbedelsteinen zu beschäftigen. Einmal gelang es ihm einige blasse Amethisten aus dem Bach Szrenica für 20 Mark jeden zu verkaufen. Für die damalige Zeit keine kleine Summe. Das führte ihm vor Augen, dass die Steine auch eine Art zum Leben sein können. Heute führt die Familie von Naumwicz in Schreiberhau (Szklarska Poręba) einige Stände zum Verkauf von Produkten aus Halbedelsteinen im Regionalmuseum JUNA sowie der Alten Wallonenhütte. Leider, wie es im Leben oft ist, hat das Los den eifrigen Schatz- und Abenteuersucher hart getroffen. Als Folge eines schweren Bergunfalls ist Juliusz Naumowicz seit vielen Jahren an den Rollstuhl gefesselt. Der Geist der Wallonen blieb jedoch in ihm erhalten und als Großer Wallonenmeister versucht er heute mit noch größerem Eifer die Leute für die sie umgebende Welt zu interessieren.
Entstehung der Sudetischen Wallonenbrüderschaft
Offiziell
wurde die Sudetische Wallonenbrüderschaft am 19. September 1999
gegründet. Kein zufälliges Datum, da nach altkeltischem Glauben
Einsen und Neunen eine besondere Kraft haben.
Unter
den Gründern der Brüderschaft fanden sich vor allem Leute,
die offen für die Natur , Liebhaber der Berge sowie Einwohner von
Schreiberhau (Szklarska Poręba), die sich ihrer außergewöhnlichen
Geschichte bewusst waren. Auf der Liste der ersten
Gründungsversammlung 09.09.99) finden sich 20 Namen: Beata Lepka,
Grzegorz Sokołowski, Arkadiusz Wichniak, Renata Sokołowska, Juliusz
Naumowicz, Marzena Naumowicz,, Dariusz Naumowicz, Krzysztof Sielecki,
Maria Sielecka, Piotr Żywina, Jolanta Sokołowska, Grzegorz
Sokoliński, Bogdan Dziedzic, Irena Wichniak, Janusz Stańczyk,
Waldemar Stodolski, Aleksander Ludomski, Robert Misztal, Marian Cap
und Regina Cap.
Während
der Sitzung des Rates der Sudetischen Wallonenbrüderschaft
(19.09.99r.)
wurde die Führung der Brüderschaft gewählt: Großer
Wallonenmeister - Juliusz Naumowicz, Oberastrolog - Grzegorz
Sokoliński, Schatzmeister - Beata Lepka, Hüter des Siegels -
Arkadiusz Wichniak, Oberlaborant - Aleksander Luchowski, Gelehrter -
Janusz Stańczyk, Schreiber - Irena Wichniak.
Am
21.10.99
wurde die Sudetische Wallonenbrüderschaft als Verein beim
Amtsgericht in Hirschberg (Jelenia Góra) eingetragen. (*)
Im
Vereinsstatut der Brüderschaft wurden die wichtigsten Ziele
aufgeführt:
-
Verbreiten der mittelalterlichen Idee der wallonischen Schatzsucher,
-
Werbung für eine aktive Erholung durch die Suche von Edelsteinen,
Mineralien und Erzen,
-
Propagierung der touristischen Vorzüge Schreiberhaus (Szklarska
Poręba) sowie Unterstützung der ökologischen und historischen
Bildung in den Sudeten
-
Bestreben, Schreiberhau (Szklarska Poręba) zur
Mineralogiehauptstadt Polens zu machen
Symbol der Brüderschaft wurde das reaktivierte Wappen der mittelalterlichen Brüderschaft der Sieben Sterne und der Patron der Hl. Wawrzyniec. Die heutigen Wallonen tragen lange bordeauxfarbene Mäntel und Lederkapuzen.
Text Edyta Głębocka
Fot.
1-6 Privatarchiv von Maria und Robert Misztal
(*)
Formal wurde die Sudetische Wallonenbrüderschaft 2003 aus dem
Amtsgerichtsregister gestrichen, bis heute funktioniert sie als
Vereinigung von Personen, die eine gemeinsame Idee verbindet.