Schreiberhau (Szklarska Poręba) "Perle des Riesengebirges"
Schreiberhau (Szklarska Poręba) ist ein Erholungs– und Touristenort am Fuße des Riesen- und des Isergebirges. Er befindet sich am kürzesten Weg zwischen Prag und Breslau (Wrocław), in geringer Entfernung von Sachsen oder Berlin. Die günstige Lage inmitten von Wäldern, am Ufer des Flusses Kamienna, in Nachbarschaft reicher Quarzvorkommen hatte eine stetige Entwicklung der Glasindustrie seit dem Mittelalter zur Folge. 1842 wurde die erste Glashütte "Józefina" /später "Julia"/ eröffnet, die eine der bekanntesten der Welt wurde. Schreiberhau (Szklarska Poręba) wurde ein beliebter Urlaubsort, der den Beinamen "Perle des Riesengebirges" erhielt.
Ende des XIX. Jhd. begannen Vertreter der Welt der Wissenschaft, Literatur und Kunst nach Schreiberhau (Szklarska Poręba) zu strömen. Verzaubert von der Majestät der Berge, der Stille und der Nähe zur Natur entschieden sie sich, den städtischen Lärm hinter sich zu lassen. In Europa entstanden viele solche außergewöhnlichen Orte – Künstlerkolonien. Die bekanntesten sind das französische Barbizon, das deutsche Worpswede, Zakopane, Kazimierz nad Wisłą oder Schreiberhau (Szklarska Poręba).
1890 entschieden Carl und Gerhart Hauptmann während einer ihrer Wanderungen, beeindruckt von der Schönheit des Riesengebirges, sich hier niederzulassen. Nach Jahren erinnerte sich Gerhart Hauptmann an dieses Ereignis so:
"Eines Tages während einer Gebirgswanderung entdeckte ich aus der Höhe dieses Tal und dachte bei mir, dass es gut wäre, hier ein Haus zu bauen. Fasziniert und entzückt von diesem Einfall marschierte ich durch die Wälder ins Tal, lief den Weg zwischen den Wiesen entlang und innerhalb einiger Stunden erledigte ich den Kauf eines Bauernhauses mit dazugehörigem Grund, Wiese, einem Hain und Quellen."
In Schreiberhau (Szklarska Poręba) schuf Gerhart Hauptmann einige seiner größten naturalistischen Dramen wie "Die Weber"-'Takcze", "Der Biberpelz"-"Futro bobrowe" oder "Hanneles Himmelfahrt"-"Wniebowzięcie Hanusi". Seit 1901 wohnte er im nahegelegenen Agnetendorf (Jagniątkow). 1912 erhielt Gerhart Hauptmann den Literaturnobelpreis. In Schreiberhau (Szklarska Poręba) verblieb sein älterer Bruder Carl Hauptmann. Doktor der Philosophie und Literat, der in seinen Werken die Schönheit des Riesengebirges beschrieb. Das bekannteste seiner Werke ist der Legendenzyklus über den Berggeist – Rübezahl, das "Rübezahlbuch" - "Księga Liczyrzepy". Carl Hauptmann korrigierte auch die Literaturübersetzung des Romans von Władysław Reymont "Die Bauern" ins Deutsche.
In der Künstlerkolonie von Schreiberhau (Szklarska Poręba) zu Anfang des XX. Jhd. lebten auch andere bekannte Literaten: Wilhelm Bölsche, Bruno Wille oder Hermann Stehr. Oft war hier der Ökonom und Soziolog Werner Sombart zu Gast. In herzlicher Freundschaft war Carl Hauptmann mit der hier wohnenden Komponistin Anna Teichmüller verbunden. Musikstücke aus ihrer Feder wurden in den größten Konzertsälen des damaligen Deutschland gespielt. Heute sind ihre Werke fast völlig in Vergessenheit geraten.
1922 entstand die "Künstlervereinigung St. Lukas in Oberschreiberhau" - "Stowarzyszenie Artystyczne św. Łukasza w Szklarskiej Porębie", die sich aus zwölf Künstlern zusammensetzte, die in der Umgebung ansässig waren und die die Landschaftsmalerei des Riesengebirges in Schreiberhau (Szklarska Poręba) zu Beginn des XX. Jhd. zum Thema machten.
Nach dem II. Weltkrieg begann Schreiberhau (Szklarska Poręba) seinen Charakter als Erholungsort wiederzugewinnen. Die Kristallglashütte begann wieder ihre Arbeit, und unter den neuen Einwohnern befand sich der bekannte Maler, der im Geist des Jungpolnischen Symbolismus arbeitete - Wlastimil Hofman.
Künstler in Schreiberhau (Szklarska Poręba) – Heutige Künstlerkolonie
Noch heute ist Schreiberhau (Szklarska Poręba) eine lebendige Künstlerkolonie, in der Persönlichkeiten von Kultur und aktiv tätige Maler, Fotografen, Bildhauer und andere wohnen, die die Inspiration für ihr Schaffen weiterhin aus der malerischen Landschaft unserer Stadt schöpfen.
Künstler in Schreiberhau (Szklarska Poręba)
Viele
von ihnen sind Mitglieder
im Verein Nowy Młyn (Neue Mühle), der nach dem Vorbild des
Künstlervereins Hl. Lukas gegründet wurde, welcher in den zwanziger
und dreißiger Jahren des XX. Jhd. in Schreiberhau (Szklarska Poręba)
tätig war. In unserer Stadt leben und arbeiten solche Künstler wie
Zbigniew Frączkiewicz - Bildhauer, Schöpfer monumentaler
Bildhauereien aus Stein und Eisen, Autor eines der wichtigsten
Bildhauerzyklen, der in Polen entstand unter dem Titel Menschen aus
Eisen (1984) sowie Beata Kornicka - Konecka und Janusz Konecki,
Künstlerehepaar, deren Bilder und Grafiken nicht nur in Polen,
sondern auf der ganzen Welt bekannt sind.
Die
künstlerische Umgebung von Schreiberhau
(Szklarska Poręba) zieht professionelle und Hobbykünstler,
erfahrene und reife sowie viele junge, frische Kunstliebhaber an.
Was wichtig ist, die Arbeiten dieser Künstler kann man nicht nur bei
Ausstellungen im hiesigen Museum sehen, sondern auch auf Postkarten
der Stadt (Fotografie Zygmunt Trylański), im Stadtgebiet ("Menschen
aus Eisen" von Z.Frączkiewicz, der Figur "Berggeist"
von Grzegorz Pawłowski) und sogar auf den Wanderwegen (Steine mit
Flachreliefs von Maciej Wokan, die Elemente des Magischen Weges des
Berggeistes sind).
Schreiberhau (Szklarska Poręba) ist gemeinsam mit Kazimierz Dolny die einzige Künstlerkolonie, die Mitglied der Europäischen Künstlergalerieföderation EURO-ART ist. www.euroartcities.eu
Mehr über die Künstler des Vereins Nowy Młyn - Siehe
Festival EKOGLASS
2008
wurde
in Schreiberhau (Szklarska Poręba) die Tätigkeit von Glaskünstlern
durch die Realisierung der Freilichtveranstaltungen zu Thema Glas,
das EKOGLASS FESTIVAL reaktiviert. In einer Stadt mit einer
jahrhunderte langen Glassverhüttungstradition, die gleichzeitig eine
Künstlerkolonie ist darf eine Veranstaltung, die diese beide
Tätigkeiten verbindet nicht fehlen. Das Ekoglass Festival ist die
kreative Begegnung von Hüttenarbeitern und Glaskünstlern, während
der herrliche und einzigartige Kunstwerke entstehen. Ein
Zusatzgedanke dieser Kunstveranstaltung ist der Umweltschutz, deshalb
werden alle Glaskunstwerke, die während des Festivals entstehen aus
eingeschmolzenem Altglas gefertigt. Die Veranstaltung findet in der
Waldglashütte statt, die vom Meister der Riesengebirgsglases Henryk
Łubkowski geführt wird. Jedes Jahr kommen zum Festival immer
bessere Glaskünstler, nicht nur aus Polen, sondern auch aus
Tschechien und der Slowakei.
Die
Veranstaltung ist für Zuschauer geöffnet.
Während des mehrtätigen Festivals kann man die Arbeiten der
Hüttenarbeiter und Künstler in verschiedenen Techniken anschauen.
Freilichtkunstveranstaltungen
Jedes Jahr finden in Schreiberhau (Szklarska Poręba) auch Freilichtkunstveranstaltungen für junge Künstler statt – Studenten der polnischen Hochschulen. Im Frühling (Mai/Juni) kommen für zwei Wochen Studenten der Breslauer Akademie der Schönen Künste zu uns: Maler, Glaser, Bildhauer. Die jungen Künstler nehmen unter den Augen der Professoren der Einrichtung: Dr. Piotr Tyszkowski, Dr. Małgorzata Dajewski und Dr. Mariusz Łabiński an Kursen teil, die auf dem Gebiet der Stadt und in der Waldglashütte unter zusätzlicher Betreuung von Henryk Łubkowski stattfinden.
Zu einwöchigen Fotofreilichtveranstaltungen kommen Studenten der Breslauer Fotografieschulen PHO BOS nach Schreiberhau (Szklarska Poreba). Im Programm sind außer praktischen Kursen auch Vorlesungen, Fotoausstellungen sowie Begegnungen mit bekannten Fotografen.
Seit einigen Jahren entwickelt sich rund um die Pension"Raad na Uroczysku" ein eigenes Keramikzentrum, wo polnische und internationale Freilichtveranstaltungen, Workshops für Einwohner und Touristen unter dem Thema: „Mit der Keramik auf Du und Du” sowie eine Breite anderer, diese Kunstform reklamierende Tätigkeiten stattfinden.
Die Effekte der Arbeiten der jungen Künstler des ASP aus Breslau (Wrocław), der Schüler der PHO BOS sowie der Keramiker ASP aus Krakau kann man in Ausstellungen nach den Veranstaltungen im Carl und Gerhart Hauptmann Haus – dem Riesengebirgsmuseum in Schreiberhau (Szklarska Poręba) besichtigen.